...Hoffest 2000
Der Verbraucher blickt durch - vom Feldanbau bis zum Ladentisch
In Spargelbetrieben hat Direktvermarktung seit langem eine große Bedeutung. Im Gespräch mit dem Kunden beim Verkauf des Edelgemüses bleibt häufig nicht viel Zeit, um den Wissensdurst der Verbraucher nach Details des Spargelanbaus zu stillen oder eventuelle
Vorurteile durch sachliche Kenntnisse auszuräumen. Publikumstage eignen sich dagegen bestens, um Informationen über den Betrieb und die Anbauweise zu vermitteln.
Im Rahmen der baden-württembergischen Veranstaltungsreihe zur 'gläsernen Produktion' öffnete Mitte Mai der Betrieb Hügel & Heitz in Neuried-Altenheim an einem
Wochenende seine Tore für interessierte Verbraucher.Neuried liegt im Ortenaukreis zwischen Lahr und Offenburg, nahe der französischen Grenze. Vor allem sonntags war der Besucherandrang sehr groß. |

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Es kamen schätzungsweise 3000 Gäste, um sich über den Anbau von Spargel und Erdbeeren zu informieren und ein leckeres Spargelgericht zu probieren.
In seiner Begrüßungsansprache gab Betriebsleiter Harald Heitz einen Überblick über
seinen Betrieb und stellte Zukunftspläne vor. Derzeit bewirtschaftet er zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern etwa 90 ha Fläche mit den Kulturen Körnermais, Getreide, Erdbeeren und Spargel.
Körnermais wird auch für Kollegen im Lohn gedroschen, erfasst und getrocknet.
Spargel für den Direktabsatz
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Der Spargel wird ab Hof und auf Wochenmärkten abgesetzt sowie an einige Hotels und Gaststätten geliefert. Die Erdbeeren werden größtenteils über den Großmarkt in Oberkirch sowie im eigenen Hofladen und auf dem Wochenmarkt verkauft. |
Der Spargel- und Erdbeerhof Hügel & Heitz verfügt nicht über die leichten und sandigen Böden, auf denen Spargel zumeist angebaut wird. Harald Heitz muss aus den vorhandenen lehmigen Böden, die leider teils auch Steine enthalten, das Bestmögliche erwirtschaften. Die gesamte Spargelfläche des Betriebs wird mit schwarzer Mulchfolie bedeckt. Nur so kann der Damm
einigermaßen locker und 'fingerfreundlich' gehalten werden. Heftige Gewitterschauer mit etwa 30 bis 35 mm Niederschlag hatten in diesem Mai schon dazu geführt, dass zwischen den Spargelreihen in kleinen Senken Wasser
stehen blieb. Dies erschwert das Stechen und bekommt dem Spargelstock nicht, der Staunässe überhaupt nicht mag.
Bei den jüngeren Anlagen ist die reinmännliche Sorte 'Gijnlim' Standard, in älteren Anlagen finden sich auch 'Lukullus' und 'Schwetzinger Meisterschuss'.
Bei den hochsommerlichen Temperaturen (25 bis 28 Grad C) der ersten Maihälfte fielen täglich große Mengen an Spargel an.
Bei 'normalen' Temperaturen werden etwa 250 bis 300kg Spargel/Tag und ha geerntet. Mitte Mai lag die Tageserntemenge über 500kg Spargel/ha. Diese große Menge an Spargel lässt sich nur noch schwer verkaufen. Vor allem die (Großmarkt) Preise hatten deshalb auch schon stark nachgegeben.
Die tägliche Spargelernte beginnt bei Hügel & Heitz etwa bei Sonnenaufgang. Für die Spargel- und Erdbeerernte werden rund 130 polnische Arbeitskräfte eingesetzt, die sämtlich im Betrieb untergebracht sind und sich selbst verpflegen. Ihr Arbeitstag beginnt um 6 Uhr und dauert oft bis 21 und 22 Uhr.
Der Spargel wird direkt nach dem Stechen in eiskaltem Wasser heruntergekühlt, damit er sich nicht rosa/grün verfärbt und seine Frische behält. |
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Nachdem er durchgekühlt ist, wird er maschinell abgeschitten und gewaschen und dann von Hand sortiert.Anschließend wird er verpackt und dirket verkauft oder kurzzeitig in Kühlräumen aufbewahrt.
Manche Kunden möchten Ihren Spargel geschält haben. Auch die Gastronomen haben großes Interesse an dieser Dienstleistung. Die etwa 42000DM teure Spargelschälmaschine, die neu angeschafft wurde, um den zusätzlichen Service anzubieten, schält den Spargel 'blitzschnell'.Pro kg werden 2DM fürs Schälen berechnet, ab 3kg Abnahmemenge kostet das Schälen 1,50DM/kg Spargel.
Informationen über den Anbau direkt am Feld
Am Tag der offenen Tür wurden interessierte Besucher mit dem Bus
kostenlos zum Spargelfeld gefahren. Dort wurden sie von Josef Klapwijk, dem zuständigen Gemüsebauberater des Amts für Landwirtschaft, Freiburg, umfassend über Spargel informiert. Wer wollte durfte auch selber einige Spargelstangen stechen. Jede(r) Besucher(in) konnte sehr schnell
feststellen, wie mühsam das Spargelstechen doch ist und versprach, künftig nicht mehr über den relativ hohen Preis des Spargels zu meckern.Die meisten Fragen wurden zu den Themen Düning und Planzenschutz gestellt. Viele meinten, dass der Spargel besonders stark gedüngt und gespritzt sei.
Sie waren dann ganz erstaunt zu erfahren, dass Spargel bis zur Ernte weder gedüngt noch gespritzt werden muss. Seine Nährstoffe erhält er aus dem Wurzelstock mit den Reserven des Vorjahrs. Schädlinge
treten unter der Erd- und Folienbedeckung praktisch nicht auf und die schwarze Folie unterdrückt auch das Unkraut, so dass keinerlei Herbizite eingesetzt werden müssen. Erst wenn die Ernte abgeschlossen ist und 'abgedämmt' wird, muss der Spargel gedüngt werden, erfuhren die Verbraucher. Im Betrieb Hügel & Heitz werden hierzu Bodenproben gezogen, ausgewertet und anschließend genau nach Bedarf mineralisch gedüngt. |
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Im weiteren Verlauf der Kultur müssen die oberirdischen Pflanzenteile
möglichst lange gesund erhalten werden, damit sie assimilieren und Nährstoffe ins Rhizom einlagern können. Stirbt das Spargellaub vorzeitig ab, fällt die Ernte im nächsten Jahr entsprechend
kleiner aus. Bei feucht-warmer Witterung nimmt der Pilzdruck im Sommer/Herbst derart zu, dass sich Fungizidbehandlungen häufig nicht vermeiden lassen.
Zwischen den Reihen wird Ende Juli/Anfang August zur Begrünung Phacelia eingesät, um den Boden zu
lockern, Nährstoffe vor Auswaschung zu schützen, das Unkrautwachstum zu unterdrücken und den Humusgehalt des Bodens zu erhöhen.
Zum Abschluss wurden die vielen vorzüglichen Eigenschaften von Bleich- und Grünspargel für die menschliche Ernährung herausgestellt.
Ein ganz neuer Betriebszweig bei Hügel & Heitz ist das Angebot von Hema-Produkten
('Heitz-Mais'). Aus Maisstärke werden Verpackungschips,
Foodcontainer, Essbestecke, Trinkbecher und Teller hergestellt. Nach der Nutzung können diese Einweg-Gebrauchsartikel geschreddert und kompostiert werden. So können wertvolle Erdölressourcen geschont werden und vielleicht bietet sich ja in Zeiten allgemeinen Preisverfalls für landwirtschaftliche Produkte eine zusätzliche Einkommensquelle. Hema-Gebrauchsartikel sind eine interessante Idee für alle Kollegen, die an einem Tag der offenen Tür ihren Kunden das Essen auf umweltfreundlichen Maisstärke-Tellern servieren möchten. |
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